Ist die Kursentwicklung um das Thema KI eine Bubble und droht ein Ende wie in den frühen 2000er Jahren mit dem Platzen der Dotcom-Blase? Oder steht die KI-Investitionsstory erst am Anfang und die Kursentwicklung in den entsprechenden Aktien gleicht noch lange einer Einbahnstraße? Weder noch, lautet die Antwort, die Wahrheit liegt wie so oft dazwischen. Zwar haben die aktuellen Bewertungen vor allem der großen US-Technologieunternehmen inzwischen schwindelerregende Höhen erreicht. Aber im Unterschied zur Entwicklung um die Jahrtausendwende sind all diese Unternehmen profitabel. Mehr noch: Das aktuell starke Produktivitätswachstum und die hohe Gewinndynamik, vor allem in den USA, aber auch in Asien, sind für uns gute Argumente, die Einbahnstraße in den kommenden Quartalen weiter zu befahren, bis uns mittelfristig die entsprechenden Signale vor einer Sackgasse warnen.
Asset Allocation
Zweifelsohne sind die Bewertungen im US-Technologiesektor sehr hoch und Nvidia steht kurz davor, als erstes Unternehmen eine Marktkapitalisierung von fünf Billionen US-Dollar zu erreichen. Dies entspricht in etwa dem Bruttoinlandsprodukt Deutschlands, ist aber noch gar nichts gegen das Non-Profit-Unternehmen OpenAI, das 500 Milliarden Dollar wert sein soll. Ein ungutes Gefühl vermitteln uns auch skurrile Zirkel-Geschäfte: Nvidia investiert in einen Kunden, der dieses Kapital letztlich nutzt, um mehr Nvidia-Chips zu kaufen. Der KI-Boom wird zunehmend mit klassischen Überhitzungsanzeichen wie extremen Investitionssummen und einer Abhängigkeit von wenigen Playern assoziiert.
“Trotz all dieser Warnzeichen tun wir uns schwer, bereits von einer Bubble zu sprechen. Denn bei aller Übertreibung gibt es eklatante Unterschiede zum Jahr 2000.”
Zum einen ist die KI-Wachstumsstory intakt, zum anderen aber – und das erscheint das Wichtigste – sind die hohen Bewertungen durch eine starke Gewinndynamik gekennzeichnet. So machen im S&P 500 die Magnificent Seven zwar 34 Prozent der Marktkapitalisierung aus, von ihnen stammen aber auch 37 Prozent der Gewinne. Das ist ein großer Unterschied zur 2000er-Blase, wo noch höheren Bewertungen kaum Gewinne gegenüberstanden.
Zudem scheint KI zunehmend Effizienzgewinne in der Gesamtwirtschaft zu generieren, was eine Ursache für das starke Produktivitätswachstum ist. Auch hier wird der Unterschied zu früheren Phasen deutlich. Zurzeit steigen die Gewinne pro Angestellten in der US-Wirtschaft deutlich an, und dies reflektiert die außerordentlich starke Innovations-, Produktivitäts- und Angebotssituation im US-Unternehmenssektor.