Was für ein Sommertheater? Donald Trump schwingt weiter die Zollkeule, schreibt freundliche Briefe an den Rest der Welt, setzt Fristen, um sie dann wieder zu verlängern, und nun noch die Wende in der Ukraine-Politik. Langweilig wird es aus dieser Sicht in diesem Sommer zumindest nicht, doch an den Finanzmärkten hat sich inzwischen ein Gewöhnungseffekt eingestellt. Für uns ein Grund, gelassen und unserer Anlagestrategie treu zu bleiben.
Asset Allocation
Alles Zölle, oder was? „Taco“ oder 30 Prozent? Noch ist unklar, wie genau das Zolltheater gerade mit Europa ausgeht, am Ende aber sollte es die grundlegende Statik der globalen Konjunktur nicht fundamental verändern. Europa wächst ohnehin nicht und erstickt in regulatorischem Ballast, während in den USA das Wachstumsbild durch eine robuste Angebotsseite gekennzeichnet ist. Positiv bleibt, dass die globalen disinflationären Tendenzen sowohl der Federal Reserve als auch den anderen großen Notenbanken im zweiten Halbjahr Zinssenkungen erlauben werden.
“Alles in allem bleibt deshalb eine moderate Übergewichtung von Risiko-Assets angezeigt.”
Aktien
Das relative Aufholen von Europas Börsen im ersten Halbjahr wurde primär durch die tiefen Bewertungen getrieben. Die Hoffnung auf eine Fiskalwende in Deutschland und Frieden in der Ukraine hat die Aktienkurse ebenso steigen lassen, wie die Suche nach Alternativen zu US-Assets aufgrund der Politikunsicherheit durch Trump. Die Gewinnentwicklung aber blieb vor dem Hintergrund schwachen Wachstums und struktureller Schwächen schwach. Gleiches gilt für China. Auch hier kann der Unternehmenssektor wegen der Überkapazitäten und des ruinösen Wettbewerbs aufgrund der Marktverzerrungen durch die Regierung keine hohe Profitabilität erzielen. Der US-Aktienmarkt hingegen wird durch die Gewinne getrieben. Trump hat tendenziell auf die Bewertungen gedrückt, aber das Rückgrat des Aktienmarktes bleibt die Gewinnstärke des US-Unternehmenssektors aufgrund seiner hohen Effizienz und Margenstärke.
“Die Geschichte von der Multiple-Expansion in Europa ist weitgehend erzählt, weshalb wir im zweiten Halbjahr eine neuerliche Outperformance des US-Marktes erwarten.”
Renten
Langlaufende Staatsanleihen ächzen global unter der Last steigender Defizite, egal ob in Japan, Deutschland oder den USA, und bleiben damit unattraktiv. Es bleibt an den Anleihemärkten bei einer kurzen Duration und maximaler Übergewichtung von Unternehmensanleihen, inkl. Hochzinsanleihen. Staatsanleihen meiden wir hingegen.
Währungen
Die Dollar-Schwäche aus dem ersten Halbjahr sollte in der zweiten Jahreshälfte zum Ende kommen. Ein wieder stärkerer Dollar zum Jahresende ist wahrscheinlich. Dies bleibt unser Contrarian-Call für die zweite Jahreshälfte. Fundamental gesehen bleiben die USA aufgrund der vergleichsweise hohen realen Returns ihrer Asset-Märkte attraktiv für Kapitalzuflüsse und sind zudem der einzige Markt, der über ausreichend Größe und Tiefe verfügt, um die hohen globalen Überschuss-Ersparnisse aufzunehmen. Technisch ist der US-Dollar überverkauft, das Sentiment ist sehr negativ und die spekulativen Short-Positionen sind hoch.
“Es wäre deshalb keine gute Idee, jetzt noch auf einen fallenden Dollar zu setzen.”